100 Jahre Volkshochschule in Deutschland – 123 Jahre Volkshochschule in München

Pressemitteilung der Münchner Volkshochschule vom 12.2.2019

Vor 100 Jahren hatten die Volkshochschulen in Deutschland Verfassungsrang. In Artikel 148 der Weimarer Reichsverfassung von 1919 heißt es: „Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden.“

In vielen verfassungspolitischen Diskussionen der frühen Weimarer Republik waren Demokratie und Bildung eng aufeinander bezogen. Der Volksbildung wurde zugetraut, einen konstitutiven Beitrag zur Überwindung sozialer Verwerfungen und zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu leisten. 

Diese demokratiepolitische Bedeutung der Volksbildung  löste eine regelrechte Euphorie und Volkshochschulgründungswelle aus. 2019 feiern wir 100 Jahre Volkshochschulen in Deutschland – auch, wenn nicht alle der rund 900 Einrichtungen im selben Jahr gegründet wurden. 

So reichen die Anfänge  der Münchner Volkshochschule (MVHS) bis ins Jahr 1896 zurück. Mehr als 70 Professoren und Dozenten gründeten den Münchner Volks-Hochschul-Verein. 1919 gab es in München längst mehrere Initiativen der Erwachsenenbildung, die sich zu einer „Arbeitsgemeinschaft für Volkshochschulkurse“ zusammenschlossen.

Themen wie Volkswirtschaft und Geographie, aber auch „Hygiene“ finden sich im ersten Lehrplan aus dem Winter 1896. Die Vorträge, die ausdrücklich „auch den Damen“ offenstanden, fanden in der nördlichen Schrannenhalle sowie in der Aula der Handelsschule statt. 1906 gründeten Studenten der Universität München die „Studentischen Arbeiter-Fortbildungskurse“ und brachten das Konzept des Elementarunterrichts für Arbeiter in die Volkshochschulidee ein.

1926 wurde die „Volkshochschule München e.V.“ gegründet und 1946 wiedergegründet, nachdem sie ihre Tätigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus hatte einstellen müssen. Auch im Freistaat Bayern genießt die Erwachsenenbildung durch die Volkshochschulen wieder Verfassungsrang. Während  Artikel 83 (1) der bayerischen Landesverfassung  die Erwachsenenbildung dem Wirkungskreis der Gemeinden zuordnet, formuliert Artikel 139 explizit, die Volkshochschulen aus öffentlichen Mittel zu fördern. 
Heute ist die Münchner Volkshochschule mit rund 260.000 Belegungen in 19.000 Veranstaltungen pro Jahr die mit Abstand größte Volkshochschule in Deutschland.


Enge Verbindung von Erwachsenenbildung und Demokratie
„Die Volkshochschulen leisten Integration durch Bildung vor Ort“, sagt Prof. Dr. Klaus Meisel, der Managementdirektor der Münchner Volkshochschule. „Seit hundert Jahren und darüber hinaus fördern die Volkshochschulen gesellschaftliche, kulturelle und politischen Teilhabe. Durch ihr umfassendes Bildungsangebot vor der Haustür geben sie ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Chance, sich zu orientieren, zu qualifizieren und weiter zu entwickeln.“

An der „Langen Nacht der Volkshochschule“ am 20. September 2019,  die unter dem Motto : Zusammenleben. Zusammenhalten“ stehen wird, beteiligt sich auch die Münchner Volkshochschule. 

Darüber hinaus macht die Münchner Volkshochschule das 100. Jubiläum der Weimarer Reichsverfassung, das 70. Jubiläum des Grundgesetzes sowie die friedliche Revolution in Ostdeutschland und Osteuropa vor 30 Jahren zum Ausgangspunkt für ihren Programmschwerpunkt „Das Experiment. Deutschland und die Demokratie“. Eine Festrede von Bundestagspräsident a.D. Dr. Norbert Lammert und Grußworte von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter eröffnen am 30. September in der Black Box im Gasteig das Programm aus rund 200 Veranstaltungen zur Geschichte und Zukunft der Demokratie in Deutschland und Europa.  

Bei einem Festakt an diesem Mittwoch, 13. Februar 2019 mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Voßkuhle erinnern die Volkshochschulen und ihre Verbände in Frankfurt am Main an die enge Verbindung, die die Erwachsenenbildung und die Demokratie in Deutschland eingegangen sind.

Dr. Susanne May, Programmdirektorin der Münchner Volkshochschule, sagt: „Die Volkshochschulen sind Orte der öffentlichen Debatte. Sie bieten der Demokratie im Kleinen wie im Großen ein Forum. Hier kommen Menschen  ganz unterschiedlicher Herkunft, Einheimische und Zugewanderte  miteinander sowie mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur ins Gespräch und pflegen eine anregende Streitkultur. Auch heute gilt, Volkshochschulen fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“


Kontakt und weitere Informationen:

  • Susanne Lößl, Pressestelle der Münchner Volkshochschule, Telefon (089) 48006-6188, susanne.loessl@mvhs.de