Kernkompetenz Bildung und Begegnung – Bildungsforum zur Volkshochschule von morgen

Die Münchner Volkshochschule ist nicht nur die größte, sondern auch die älteste in Deutschland. Ausgerechnet im Jahr ihres 125. Jubiläums ist sie durch die Umstände gezwungen, ihr Selbstverständnis zu befragen. Denn, so sagt Programmdirektorin Dr. Susanne May: „Seit jeher versteht die Volkshochschule sich gleichermaßen als Lernort und als Begegnungsraum, an dem sich Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts und sozialer Herkunft treffen, an dem die Grenzen alltäglicher Begegnungen überschritten und neue Sichtweisen kennengelernt werden können. Und dies war und ist in Zeiten der Pandemie nicht immer möglich.“

Mit diesem Spannungsfeld setzte sich die Münchner Volkshochschule am Freitag und Samstag beim Bildungsforum „Die Volkshochschule von morgen“ in Vorträgen, Podien und Workshops auseinander.

     

    „Unverwechselbare Bildungswelt in kommunaler Verantwortung“

    Am Freitagabend eröffnete MVHS-Programmdirektorin Susanne May das Bildungsforum. „Die Coronakrise hinterlässt nicht zuletzt im Bildungsbereich erhebliche Verwerfungen“, fasst sie die Erfahrungen der letzten Monate zusammen. „Die Krise zeigt zugleich den spezifischen Wert und das Potential der Volkshochschule als einer eigenen, besonderen und unverwechselbaren Bildungswelt in kommunaler Verantwortung.“

    „Kein vergleichbarer Ort“

    Mit einem Grußwort gratulierte die MVHS-Aufsichtsratsvorsitzende, Bürgermeisterin Verena Dietl, der Münchner Volkshochschule zu ihrem Jubiläum: „Der Stadt München liegt viel an ihrer Volkshochschule – und das seit der allerersten Stunde.“ Dietl weiter: „Ich kenne in unserer Stadtgesellschaft keinen vergleichbaren Ort, an dem durch Bildung und Begegnung die Integration der Stadtgesellschaft im ganz weiten Sinne und damit auch der gesellschaftliche Zusammenhalt so ausgeprägt gefördert werden. Natürlich sind auch die Volkshochschulen auf ihre Kommunen angewiesen – auf Unterstützung wie in ihrer Anfangszeit um 1900 mit städtischen Räumlichkeiten, oder heute durch Wertschätzung und angemessene Finanzierung auch und gerade in Krisenzeiten.“

    „Volkshochschule ist Stabilitätsfaktor in jeder Kommune“

    Es gratulierte auch Dr. Regine Sgodda. Der Bayerische Volkshochschulverband, den sie als eine von zwei Vorständen leitet, feiert 2021 sein 75. Jubiläum. Sgodda hebt hervor, dass nicht zuletzt der Verfassungsrang der Erwachsenenbildung in Bayern ihre Bildungs- und Weiterbildungsangebote als unerlässlichen Teil der kommunalen Daseinsvorsorge unterstreicht. Sgodda: „Die Volkshochschule ist ein Stabilitätsfaktor für jede Kommune und eine Partnerin der Kommunen beim Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele.“

    „Lernen stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt“

    Der Bildungsforscher Prof. Dr. Rudolf Tippelt zeigte in seinem Festvortrag auf, wie die Volkshochschule als Institution sich in die Gegenwart fest eingeschrieben hat. Er nennt Volkshochschulen „kommunale Lernnetzwerke“, die sich in der Coronakrise als besonders widerstandsfähig erwiesen haben. Tippelt ist optimistisch, dass die neuen digitalen, analogen und hybriden Lernformate auch ein Gewinn für die Leistungsfähigkeit dieser Lernnetzwerke sind: „Lernen neu denken meint auch zukünftig unbedingt die Stärkung sozialer Kohäsion und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“

    Austausch in Foren und Workshops

    Am Samstag diskutierten in Online-Podien und -Workshops Fachleute aus Wissenschaft und Praxis. Unter anderen teilten Sandra Aßmann, Jörg Dinkelaker und Roberto Simanowski ihre Erkenntnisse über die Eigenschaften des gemeinsamen Lernens in Präsenz sowie über die Möglichkeiten und Grenzen, die virtuelle Lernräume bieten. In den Workshops konnten sich die Teilnehmenden unter anderem über kommunale Kooperationen in der Bildungslandschaft, über Diversität in kulturellen Veranstaltungen oder über den Wert der Volkshochschule für die Wissenschaftsbildung informieren und austauschen.

    Die Münchner Volkshochschule ist die Erwachsenenbildungseinrichtung der Landeshauptstadt München. Sie ermöglicht ihren Teilnehmenden nicht nur das Entdecken und Vertiefen ihrer persönlichen Interessen, sondern stellt die öffentliche Grundversorgung mit lebenswichtiger Bildung sicher: von Deutschkursen über Grundbildung und Schulabschlüsse, von beruflichen Kompetenzen zur Begleitung der Rückkehr in den Beruf, von Demokratiebildung über Gesundheitsthemen bis zu kultureller Teilhabe.

    Der Bedarf nach Bildung wächst einerseits mit der zunehmend komplexen Gesellschaft und Arbeitswelt, aber auch durch die Zunahme der Münchner Bevölkerung. Die MVHS wächst entsprechend mit der Stadt. Allein in den letzten zehn Jahren ist ihr Angebot um gut ein Drittel auf 19.000 Veranstaltungen pro Jahr gewachsen. Im gleichen Maße haben die Belegungen auf – vor der Corona-Pandemie zuletzt – 270.000 im Jahr zugenommen.

    Die Volkshochschule hat in den zurückliegenden zwei Jahren bewiesen, wie sehr sie als Institution die Werte verkörpert, für die sie steht: Offenheit, Flexibilität und lebensbegleitendes Lernen.


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