Sie trugen in den Konzentrationslagern den schwarzen oder grünen Winkel und standen ganz unten in der Lagerhierarchie: Die von den Nazis sogenannten "Asozialen" und "Berufsverbrecher". Es dauerte mehr als siebzig Jahre, bis der Bundestag diese Menschen endlich als "NS-Opfergruppe" anerkannte; jahrzehntelang waren sie die Verschwiegenen und Vergessenen der Konzentrationslager. Jetzt hat sich ein Verband der Angehörigen dieser NS-Opfer gegründet, um ihnen einen Platz in der Erinnerungskultur einzuräumen.

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Was tauchen da für Gleise auf, die kurz darauf unter Beton oder im Dickicht verschwinden? Dies fragte sich Jochen Gottlieb beim Spaziergang und stellt in seinem Vortrag die Ergebnisse seiner privaten Recherche vor: Ausgehend vom Bahnhof Mittersendling führte ein heute weitgehend verfallenes Industrieschienennetz zu Unternehmen wie Agfa, Katzenberger oder zum Heizkraftwerk. Mittersendling war zudem Umsteigebahnhof für Urlaubende (Direktverbindung Dortmund-Sendling!) zur Weiterfahrt in die Berge. Noch heute existieren alte Gleisstücke und "vergessene" Waggons.

Im Ungarn der Nachkriegszeit formierte sich im Umkreis des marxistischen Philosophen Georg Lukacs die Budapester Schule, zu deren wichtigsten Vertreter*innen Agnes Heller (1929-2019) zählte. Heller versuchte eine emanzipatorisch-marxistische Alternative zum herrschenden Parteimarxismus zu etablieren. Trotz ihrer späteren Abwendung vom Marxismus setzte sich Heller bis zu ihrem Tod intensiv mit Marx auseinander; damit konnte sie die auch in der Gegenwart immer noch vielfältige ungarische Marx-Rezeption um kontroverse Beiträge bereichern.

Der Philosoph Walter Benjamin - ein deutsch-jüdischer Intellektueller der 1920er und 1930er Jahre - floh vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach Frankreich, wurde dort schließlich interniert und versuchte 1940, über die Pyrenäen nach Spanien zu fliehen. Am Tag nach der Flucht beging Benjamin Selbstmord. Der bebilderte Vortrag geht diesen letzten Weg vom französischen Banyuls-sur-Mer bis zum spanischen Portbou nach und gibt einen Einblick in die wichtigsten Schriften Benjamins.

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Am Weihnachtstag 1705 starben vor den Toren Münchens fast 1000 Oberländer beim Versuch, die Stadt von der kaiserlichen Besatzung zu befreien. Bis heute ist die "Sendlinger Mordweihnacht" im Bewusstsein der bayerischen Bevölkerung präsent. Vielerorts wird an sie erinnert - nicht zuletzt in Sendling. Der reich bebilderte Vortrag stützt sich auf eine Quelle, die ganz nahe an das historische Geschehen heranführt: die Aufzeichnungen der Pfarrer in den Sterbebüchern, die mittlerweile online eingesehen werden können.

Wie umgehen mit Russland? Wie umgehen mit der Erinnerung an den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg und Massengewalt zwischen 1939 und 1945 nach der Rückkehr des Krieges nach Europa? Über diese Frage diskutieren ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Deutschland, Russland und Belarus. Dieser Abend ist Jürgen Zarusky gewidmet. Der 2019 verstorbene Historiker hatte es zu seiner Lebensaufgabe gemacht, in Wissenschaft und Zivilgesellschaft Brücken zu bauen zwischen Deutschland und Russland – Brücken, die nach Putins Angriff auf die Ukraine weitgehend verbrannt sind. Die Festschrift für Jürgen Zarusky „Recht, Unrecht und Gerechtigkeit. Politische Justiz zwischen Diktatur und Demokratie“ ist im Metropol Verlag erschienen. Auf dem Podium: Dr. Bert Hoppe, Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Prof. Dr. Katja Makhotina, Georg-August-Universität Göttingen Dr. Yuliya von Saal, Institut für Zeitgeschichte München-Berlin Moderation: Robert Probst, Süddeutsche Zeitung In Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und dem Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., Regionalgruppe München

Groß war das Entsetzen der Demokraten, als mit Paul von Hindenburg ein überzeugter Monarchist und Vertreter der „Dolchstoßlegende“ im April 1925 zum Reichspräsidenten in der Nachfolge des verstorbenen Friedrich Ebert gewählt wurde. Dennoch hielt sich der kaiserliche Generalfeldmarschall in den ersten Jahren seiner Amtsführung an den Verfassungseid; er förderte sogar sozialdemokratische Politiker wie Otto Braun und Hermann Müller und integrierte viele Feinde in die Weimarer Republik.

Die Idee eines jüdischen Staates ist mit keiner Person so eng verbunden wie mit Theodor Herzl (1860-1904). Er war es, der dem Zionismus sowohl ein Gesicht als auch Mut und Hoffnung gab. Doch es galt auch viele Hürden zu überwinden, über die im ersten Teil der Reihe berichtet werden soll. Mit der Gründung Israels 1948 erfüllte sich zwar eine jüdische Hoffnung, doch für die Araber*innen in Palästina begann eine traumatische Entwicklung, die sich bis heute fortsetzt.

Alea jacta est, der Würfel ist gefallen! Dieser angebliche Ausspruch Cäsars über die Eroberung Galliens galt auch einmal für unsere Gefilde: Seit etwa 15 v. Chr. gehörte das bayerische Gebiet südlich der Donau zum Imperium Romanum. Lernen Sie in diesem Vortrag die wichtigsten Orte und die Kultur der römischen Epoche kennen, von der Frühzeit bis zum Zusammenbruch des Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. . Entdecken Sie spannende historische Zusammenhänge und unser reiches römisches Erbe.

Nach der Abdankung des letzten Kaisers Pu Yi wurde 1912 die chinesische Republik gegründet. Ihre innen- und außenpolitische Entwicklung gestaltete sich schwierig: von der Autokratie Yuan Shikais, über die Konfrontation der nationalen Volkspartei der Guomindang mit der Kommunistischen Partei bis zu den Eroberungsversuchen durch Japan. Die Veranstaltung skizziert die Geschichte Chinas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gründung der kommunistischen Volksrepublik unter Mao und der Weiterführung der Republik China auf Taiwan unter Chiang Kai-chek.

In realistischer Einschätzung der französischen Sicherheitsbedürfnisse gegenüber Deutschland betrieb Gustav Stresemann als Außenminister seit 1925 eine betont friedliche Diplomatie, die im Vertrag von Locarno ihren Höhepunkt fand. Weitere Projekte wurden entworfen, Deutschland in den Völkerbund aufgenommen und das Rheinland 1930 vorzeitig geräumt. Wie wollte der bedeutendste Staatsmann der Weimarer Republik den Versailler Vertrag revidieren? War er trotz seiner europäischen Ideen nicht doch ein Nationalist?

Die Bewegung des "Risorgimento" strebte seit 1815 die Gründung eines unabhängigen Nationalstaats Italien an. Nach ersten misslungenen Versuchen konnte der Ministerpräsident von Sardinien-Piemont Cavour im Bund mit Napoleon III. im Krieg 1859 die Einheit in Nord- und Mittelitalien herstellen, ergänzt vom Siegeszug Garibaldis in Sizilien und Neapel. Doch blieben Rom oder Venedig noch fern, die erst mit Hilfe Preußens Jahre später erworben werden konnten. Wie vollzog sich die innere Einheit, welche mentalen Probleme begleiteten den liberalen Staat?

Die Etablierung Israels ist für die meisten Araber*innen bis heute mit dem Begriff der "nakbah" (Katastrophe) verbunden. Man war davon ausgegangen, Israel wieder "von der Landkarte zu löschen", doch der jüdische Staat überlebte den ersten Krieg 1948/49. Seit dieser Zeit ringt die arabische Welt um die richtige Vorgehensweise gegen bzw. mit Israel. Diese schwankt zwischen Aggressionen und der Suche nach Kompromissen. Die arabische Debatte hierzu dauert bis heute an und soll in dieser Veranstaltung skizziert werden.

Mit Ausrufung der Volksrepublik am 01.10.1949 wurde China ein kommunistischer Staat, der maßgeblich durch Mao Zedong geprägt wurde. Außenpolitisch suchte das Land seinen Weg im Kalten Krieg zwischen den von der Sowjetunion sowie den USA angeführten Machtblöcken. Innenpolitisch geriet der sozialistische "Große Sprung nach vorn" zum Desaster und die maoistische Kulturrevolution führte in eine neue Phase von Gewalt und parteipolitischen Säuberungen. Diese Entwicklungen führten letztlich zu einer Abkehr von der Politik Maos unter Deng Xiaoping.

Obwohl die SPD zwischen 1923 und 1928 der Opposition angehörte, unterstützte sie die außenpolitischen Absichten Stresemanns und lehnte eine geheime Aufrüstung der Reichswehr ab. Während sich das katholische Zentrum und die liberalen Parteien als Regierungsparteien konstruktiv an den innenpolitischen Reformen beteiligten, stand die deutschnationale DNVP - die auf Zeit Minister stellen konnte - der Republik ablehnend gegenüber. In der Gefolgschaft von Stalin war der Beitrag der KPD destruktiv; sie sah in der SPD und weniger in der NSDAP ihren Hauptgegner.

Nach der Proklamation von Rom als Hauptstadt Italiens erhob die nationalistische "Irredenta" Ansprüche auf Dalmatien, Triest sowie das Trentino und forderte eine Grenze am Brenner. Ein Ausgriff auf Afrika scheiterte 1895, blamierte die politische Elite. 1915 erzwang eine vom Chauvinismus aufgepeitschte Volksbewegung den Eintritt in den Krieg. Warum konnten sich die demokratischen Parteien nicht durchsetzen? Welche Rolle spielten Benito Mussolini und der Dichter Gabriele d `Annunzio?

Die bislang bedeutendste Friedenshoffnung verbindet sich mit den frühen 1990er Jahren und den Personen Jitzchak Rabin, Schimon Peres und Jassir Arafat. Doch die Hoffnung währte nur kurz. Mit der Ermordung Rabins und dem Ende der Clinton-Ära begann eine neue Eiszeit im Nahen Osten. Die nachfolgenden politischen Akteure ergriffen keine weiteren Initiativen, um den Dauer-Konflikt zu lösen. So steht die Frage im Mittelpunkt, was von dem gescheiterten Friedensprozess als politisches Erbe weiterlebt.

Nach den Wirren der Kulturrevolution und Maos Tod 1976 stand die chinesische Führung vor der Aufgabe, das Land politisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. Deng Xiaoping begann China für die Marktwirtschaft zu öffnen, ohne die Strukturen des kommunistischen Staates anzutasten. Diese Reformen eröffneten China neue Entwicklungsmöglichkeiten, stellten das Land aber vor die Herausforderung weitergehender Demokratisierungen. Sie eskalierten erstmals 1989 in der Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking.

Waren die beiden Reichskanzler Wilhelm Marx und Hans Luther eher farblose Politiker, konnten die von ihnen geführten Regierungen mit der Einführung einer Arbeitslosenversicherung und der Erhöhung der Beamtengehälter Reformen durchsetzen. Dagegen scheiterte ein Gesetz zu den konfessionellen Schulen, ein Volksbegehren zur Enteignung der Fürsten erhielt keine Mehrheit und Schwierigkeiten in der Reichswehr zeigten ihre mangelnde Loyalität zur Republik. Erbittert wurde um eine in den kaiserlichen Farben gestaltete Handelsflagge gestritten.

Der Kalte Krieg wird meist als Auseinandersetzung zwischen den USA und Sowjetunion sowie ihren Verbündeten gesehen. Mit der Ausdehnung des Ost-West-Konflikts auf die „Dritte Welt“ und dem Bruch zwischen Peking und Moskau trat mit der VR China eine weitere Konfliktpartei auf den Plan. Der Vortrag beleuchtet die Beziehungen zwischen den drei Weltmächten und die Mittel und Methoden, welche die chinesische Führung im Kampf um Einfluss einsetzte. Zum Schluss geht es um die Frage, ob wir uns in einem „neuen“ Kalten Krieg befinden und welche Rolle China darin spielt.

In unserem bebilderten Vortrag wandern wir durch die Lachnerstraße, deren westlicher Teil einen Bogen bildet, und ab 1890 bebaut wurde. Finanziell sehr gut gestellte Bauherren erteilten an außergewöhnlich gute Architekten Planungsaufträge. Es entstand eine der schönsten Straßen im 9. Münchner Stadtbezirk, deren erster Teil durch Mietshäuser geprägt ist, während im zweiten Teil der Straße brillante Villenbauten vorherrschen. In Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Neuhausen e. V.

Enttäuscht vom "verstümmelten Sieg" im Ersten Weltkrieg sowie den folgenden Friedensverhandlungen in Paris, formierte sich unter der Führung des ehemaligen Sozialisten Mussolini eine faschistische Bewegung, die 1922 im inszenierten Marsch auf Rom eine brutale Diktatur errichten konnte. Die Angst vor einem kommunistischen Umsturz, überbordender Patriotismus sowie der Kult um eine autoritäre Führung charakterisierten den Faschismus, der rasch auf europäische Bewunderer stieß. Welche Bedeutung hatte der Handstreich d'Annunzios auf Fiume 1919 ?

Mit einem klaren Wahlsieg ausgestattet, trat die SPD 1928 wieder in die Regierung ein und stellte mit Hermann Müller einen erfahrenen Politiker als Reichskanzler. Die von ihm gebildete Große Koalition konnte zwar 1930 mit dem Young-Plan ein Reparationsabkommen erfolgreich ratifizieren, zerbrach aber am Streit zwischen Sozialdemokraten und Liberalen über die Sozialpolitik. In der Rüstungsfrage offenbarte sich in der SPD die innere Zerrissenheit zwischen Regierungsverantwortung und oppositionellen Neigungen. Ende 1929 begann der Aufstieg der NSDAP.

In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre brach in studentenbewegten Milieus in Westeuropa ein regelrechtes Mao-Fieber aus. Der Vortrag versucht zu ergründen, was die Attraktivität des „Maoismus“ ausmachte und warum sich erstaunlich viele „Achtundsechziger“ für die „Mao-Bibel“ und die „Große Proletarische Kulturrevolution“ begeisterten. Wie ist es zu erklären, dass Meldungen über die tatsächlichen Verhältnisse in China und die zahllosen Opfer der revolutionären Umwälzungen einfach negiert oder als „konterrevolutionäre Propaganda“ abgetan wurden?

Nach 1945 vollzog Italien unter Politikern wie Alcide de Gasperi eine Wendung zu Europa, auch als Gründungsmitglied von NATO und EWG. Die lange Vorherrschaft der Democrazia Christiana gründete auf innerer Stabilität, auch im Zusammenwirken mit Liberalen, Sozialdemokraten und Sozialisten. Warum scheiterte der historische Kompromiss mit den Kommunisten? Welche Bedeutung hatte die Regierungszeit des Sozialisten Craxi für die Modernisierung Italiens? Ungeklärt sind immer noch die Hintergründe um die Ermordung Aldo Moros und die Herrschaftspraktiken Andreottis.

Vorgestellt wird eine ganz besondere Hausgemeinschaft - das Projekt "CasaNova" im Stadtteil Neuhausen. Eine kleine Hausbrauerei, der Richelbräu mit seinem CasaNova-Bier, ist im Keller eines denkmalgeschützten Anwesens Begegnungsstätte für Braukunst und Bierkultur. Bei Brotzeit und Bierverkostung bekommen Sie Einblick in das Innenleben einer außergewöhnlichen Lebens- und Wohngemeinschaft in einem alten Neuhauser Arbeiterviertel.

Korruptionsskandale, mafiöse Strukturen und eine rasant ansteigende Staatsverschuldung führten zu einer vom Staatspräsidenten Cossiga energisch vorangetriebenen Veränderung des Parteienspektrums. Profitieren konnten populistische Strömungen wie die Lega Nord und Silvio Berlusconis Forza Italia. Auch die Gegenbewegung unter Romano Prodi konnte die Wahlerfolge des schillernden Medienmoguls nicht verhindern. Warum scheiterten spätere Regierungen unter Renzi und Draghi, während Giorgia Meloni sich gegen die zerstrittene Linke durchsetzen konnte?